2016-06-22
„Wir sind exzellent vorbereitet“
Bei RINGSPANN sieht man die internationale Bergbau-Industrie vor dem Aufschwung
Als international agierenden Zulieferer von einbaufertigen Antriebskomponenten für die Bergbau-Technik ist es RINGSPANN gewohnt in längeren Konjunkturzyklen zu denken. Derzeit zeigt sich das Management des Unternehmens allerdings zuversichtlich, dass der Aufschwung der Rohstoffbranche bevorstehen könnte. Vertriebsleiter Nico Hanke erläutert im Interview, warum RINGSPANN die besten Chancen hat davon zu profitieren.
Rohstoff- und Bergbau-Industrie sind wichtige internationale Absatzmärkte für die Produkte von RINGSPANN. Allerdings gaben diese Branchen zuletzt weder Investoren noch Anlegern viel Anlass zur Freude. Wie bewerten die Analysten Ihres Hauses die aktuelle Situation?
Nico Hanke: Wir beobachten die aktuelle Entwicklung in allen Segmenten der globalen Rohstoff-Industrie – also sowohl den Kohle-Bergbau als auch die Gewinnung metallischer Erze und nicht-metallischer Mineralien – sehr genau. In Anlehnung an unsere internen Analysen würde ich unsere derzeitige Haltung als gespannt-optimistisch bezeichnen.
Die Konjunktur- und Trendmeldungen aus diesen Branchen waren aber in letzter Zeit alles andere als überschwänglich. Insofern überrascht Ihre Einschätzung…
Nico Hanke: …das mag wohl sein, aber hier lohnt oft der zweite Blick. Zum einen muss man bei allen Nachrichten differenzieren, ob es sich dabei um konjunkturelle oder strukturelle Meldungen handelt. Zum anderen – und das scheint mir hier viel entscheidender – ist die Konjunkturentwicklung im weltweiten Rohstoffmarkt schon immer gekennzeichnet von sehr langen Zyklen mit Laufzeiten von 14 bis 16 Jahren. Innerhalb dieser Zyklen wiederrum gibt es ein ständiges Auf und Ab, das Branchenkenner dann oft in vier Phasen einteilen.
Worauf aber beruht im engeren Sinne nun Ihre positive Erwartungshaltung?
Nico Hanke: Derzeit lässt sich erkennen – etwa an der Entwicklung der Rohstoffpreise – dass wir uns am Ende der letzten Abwärtsphase eines langes Zyklus befinden, der im Jahr 2000 begann. Etliche Indikatoren wie etwa die Preisentwicklung bei Kupfer sprechen sogar dafür, dass der erste Aufwärtstrend des neuen Mehrjahres-Zyklus noch in 2016 startet. Das letzte Konjunktur-Update des VDMA weist ebenfalls in diese Richtung. Diese frühe Phase eines neuen Zyklus ist ein extrem wichtiger Zeitpunkt, denn sie ist geprägt von starken Preisanstiegen. Und Zeiten höherer Preise sind immer auch Zeiten kräftiger Investitionen, weil die Bergbau-Unternehmen wieder Mut schöpfen und mehr Geld ausgeben für Maschinen und Anlagen in den Bereichen Abbau, Zerkleinerung, Förderung, Trennung, Veredelung, Reinigung und anderes mehr.
Die Spannung steigt also. Welche Auswirkungen haben denn die langen Konjunkturzyklen der Rohrstoffbranche für ein Zuliefer-Unternehmen wie RINGSPANN?
Nico Hanke: Nun, abgesehen von global aufgestellten Vertriebsstrukturen brauchen wir hier stets gute Nerven, viel Geduld und Stehvermögen. Denn bei uns als Komponenten-Zulieferer kommen die Investitionsentscheidungen der asiatischen, südamerikanischen, australischen oder russischen Minenbetreiber und Bergbau-Konzerne erst mit einer gewissen Zeitverzögerung an. Wir beliefern mit unserer Freiläufen, Bremsen oder Kupplungen ja unter anderem namhafte Systemhersteller wie etwa Rexnord, die beispielsweise im Auftrag großer Anlagenbauer aus der Liga eines ThyssenKrupp agieren, die wiederrum Großprojekte für Mining-Unternehmen in Übersee realisieren. Das kann also immer einige Monate dauern, bis die großen Entscheidungen als Projekte auf unserer Ebene der Komponenten-Zulieferer auftreffen.
Werden nicht sämtliche Wettbewerber in allen Produktsegmenten von RINGSPANN ähnliche Erwartungen haben wie Sie und ganz dicht neben Ihnen in den Startlöchern auf den richtigen Moment warten?
Nico Hanke: Gewiss, aber das ist für uns ja keine neue Situation. Wir empfinden das eher als Ansporn und ich sehe uns derzeit exzellent vorbereitet auf den bevorstehenden Aufschwung in der Bergbau-Industrie. Dabei hat sich in letzter Zeit vor allem unser breit gefächertes Portfolio als überzeugendes Alleinstellungsmerkmal von RINGSPANN herauskristallisiert. Es gibt nicht viele Komponenten-Zulieferer, die so viele unterschiedliche antriebstechnische Komponenten fertigen, die sich aber funktionell und konstruktiv so perfekt ergänzen. Die Besucher unseres Standes auf der Bergbau-Messe CIME 2016 in Peking waren davon sehr beeindruckt. Auch auf der Messe Hillhead 2016 vom 28. bis 30. Juni in Großbritannien sowie im September auf der Electra Mining Africa in Johannesburg und der MINEXPO 2016 in Las Vegas werden wir mit unserem Angebot überzeugen – da bin ich ganz sicher.
Können Sie beispielhaft darstellen, welche Vorteile sich dadurch etwa für die Konstrukteure in der Bergbau-Technik ergeben?
Nico Hanke: Sehen Sie, ein Systemhersteller oder Anlagenbauer bekommt bei uns nicht nur schnell und langsam laufende Freiläufe und Überlastkupplungen für die Antriebssysteme von Förderbändern, Brechern oder Becherwerken, sondern auch Bremssysteme und Steuerungen für das geregelte Bremsen von beispielsweise Schüttgutbändern sowie viele Arten von Welle-Nabe-Verbindungen. Mit dieser Auswahl sind wir so etwas wie der Idealpartner für die Konstrukteure und Ingenieure in der Bergbau-Technik. Und wir konnten uns dadurch zuletzt auch deutlich besser im schwankenden Langzeitzyklus des internationalen Rohstoffmarktes behaupten als mancher Wettbewerber. Gleichzeitig ist es uns gelungen, bei der Kundenorientierung mit großer Flexibilität zu punkten und in Technik und Engineering immer wieder mit großer Innovationskraft zu überzeugen.
Stichwort Innovationskraft: Können Sie uns dafür einige aktuelle Produktbeispiele nennen?
Nico Hanke: Eine herausragende Innovation der letzten Monate ist unsere neue RIMOSTAT®-Hochleistungs-Rutschnabe RSHD, die als Überlastsicherung für Schwerlast-Anwendungen entwickelt wurde. Sie in der Lage, bei niedrigstem Verschleiß maximale Rutschdrehmomente von bis zu 60.000 Nm über eine sehr lange Betriebsdauer konstant zu halten, und überzeugt durch ihre hohe Trockenlauf-Stabilität. Damit bieten wir eine Ideallösung für den Einsatz in den Schaufelradbaggern, Brecherwerken und Förderanlagen der Bergbau-Industrie. Ein weiteres Beispiel für die Innovationskraft unseres Engineerings ist die Realisierung unseres bislang größten Gehäusefreilaufs für einen asiatischen Anlagenbauer. Sein Nenndrehmoment von über 40.000 Nm setzt international Maßstäbe. Und unsere neuen Elektro-Scheibenbremsen mit Klemmkräften von bis zu 24 kN sind leistungsstarke Komponenten für die Halte- oder Not-Stopp-Systeme in den Seilwinden der Bergbau-Anlagen.
Was glauben Sie, aus welchem Land der entscheidende Impuls für den Beginn des Aufschwungs der Rohstoff-Industrie kommt?
Nico Hanke: Nun, aus China erreichen uns die ersten Signale, dass der Kupferpreis steigen könnte. Das wäre ein wichtiger Frühindikator. Ich habe keinen Zweifel daran, dass die Wachstumsperiode bald einsetzt, die Frage ist freilich wann genau. Wie ich schon sagte – wir brauchen immer viel Geduld und gute Nerven.